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Die Azoren - Ein Ankerplatz für Segler-Seelen

15.11.2019

Geschichte und Geschichten

Üppiges Grün zwischen grauen Lavasteinen

© Bernd Ölsner

Wie bei guten Immobilien ist es auch hier die Lage, welche die Azoren so einmalig macht. Mitten im Nord-Atlantik – knapp 1500 Kilometer nach Cabo da Roca am portugiesischen Festland und gut 3500 Kilometer nach New York - liegen die neun malerischen Inselchen. Jede einzelne von ihnen erzählt ihre eigene(n) Geschichte(n): mal mystisch, mal wild, mal humorvoll. Die Urgewalten unserer Erde haben diesen Archipel vor einigen hunderttausend Jahren aus den Fluten gehoben. Heute begrüßen eine wilde, oftmals unberührte Natur mit einer nahezu märchenhafte Vegetation die Gäste aus aller Herren Länder, Lavazungen, die an Mondlandschaften erinnern, freundliche Menschen, die Touristen nach einem kurzen Gespräch spontan zu einer großen Dorffeier einladen, und riesige Wale, die mit einem dumpfen Schnauben meterhohe Meerwasser-Fontänen in die frische Azorenluft blasen. Seglerherz, was willst Du mehr …     

„Bei Peter“ gibt’s die besten Tipps

Peter Café Sport

© Bernd Ölsner

Segler aus aller Welt genießen das besondere Flair in der „best sailing bar on earth“, wie es in vielen Reiseführern nachzulesen ist. Sie lauschen den Gesprächen von Weltumseglern und „normalen Touristen“, ihre Blicken schweifen über die bunten Wimpel an Decke und Wänden, sie lesen die Notizen an der Bar und die unzähligen Aufkleber am Tresen. Am Tresen kommt man schnell ins Gespräch, erhält Tipps für die kommenden Tage und Wochen, über Routen, Buchten, Häfen, Strömungen und die besten Kneipen und Restaurants. Und wer sich „bei Peter“, wie die Seebären mit ihren langen Bärten die Kultkneipe nennen, genauer umsieht findet an den Wänden Gedichte und Limericks über wilde Stürme, sagenhafte Atlantikbrecher, furchterregende Meerungeheuer und natürlich von der unendlichen Liebe zu Wasser, Wind und Weib: Seemannsgarn in seiner schönsten Form – teilweise wundervoll künstlerisch garniert.

Stürme an der Tagesordnung

Lagoa Negra and Lagoa Comprida, Insel Flores,  Azoren

© Henner Damke/ AdobeStock

Untergliedert ist der Azoren Archipel in drei Inselgruppen: Die Grupo Ocidental im Nordwesten mit Corvo und Flores, die Grupo Central mit Faial, Pico, São Jorge, Graciosa und Terceira und im Südosten die Grupo Oriental mit der Hauptinsel São Miguel und der Azoren-Hauptstadt Ponta Delgada, Santa Maria und der unbewohnten Inselgruppe Formigas. 

Die beiden Hauptinseln Terceira und San Miguel werden von Porto und Lissabon von größeren Fluglinien wie der irischen Ryanair oder der portugiesischen TAP angeflogen. Wer sich für ein Ziel auf den kleineren Inselchen entschieden hat, kann auf Fähren und Propellermaschinen ausweichen. Sofern das Wetter mitspielt und einer der häufigen Stürme die Fahr- und Flugpläne nicht gehörig durcheinanderwirbelt. 

Ja, die Azoren sind kein Revier für Warmduscher. Was jeder erfahrene Seemann bestätigen wird. Wie zum Beispiel der Holländer Ron Veerman, Kapitän der 54-Meter-Stagsegelketch „Cronos“: „Ich liebe die Azoren. Diese wunderbare Natur, die faszinierenden Wale, der unzähmbare Atlantik. Aber das Segeln hier ist immer ein Abenteuer. Was eben noch die richtige Entscheidung war, kann im nächsten Moment schon wieder falsch sein!“   

Natur pur – und Wale

Bemalte Hafenmole in Faial

© Bernd Ölsner

Wer sich auf dieses außergewöhnliche Abenteuer einlässt, wird jeden Tag aufs Neue belohnt: Angefangen beim bereits angesprochenen Kneipenstopp in „Peter Café Sport“ auf Faial und dem damit verbundenen Bummel über die bunt bemalte Hafenmole der Weltumsegler über Besuche des Walmuseums in Lajes do Pico und des Vulkanmuseums in Ponta dos Capelinhos auf Faial bis hin zu wunderbaren Wanderungen durch unberührte Natur mit nicht enden wollendem Meerblick, einer Busfahrt durch die Zona de Adegas, winzigen Weinfelder und Winzerhäuser, welche bereits vor Jahren in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen wurden: Die Azoren lassen selbst die Herzen von erfahrenen Naturliebhabern und Seglern immer wieder in unbekannte Höhen schlagen. 

Wale, keine Seltenheit vor den Azoren

© Bernd Ölsner

Für all jene, die sich auf das unvergleichbare Azoren-Inselhopping einlassen möchten, kann die Argos-Crew an dieser Stelle allen Seglern einen gut 100 Seemeilen langen Blauwasserschlag von Sao Jorge vorbei am hoffentlich wolkenfreien Pico, mit 2351 Metern übrigens der höchste Berg Portugals, gespickt von dem einen oder anderen Blas - über das Jahr ziehen in den teils mehr als 2000 Meter tiefen Gewässer 14 verschiedene Walarten auf ihren „Wanderrouten“ an den Azoren vorbei – und immer wieder begleitet von Delfinfamilien direkt nach San Miguel nur wärmstens empfehlen. Im gedämpften Mondlicht und einem glockenklaren Sternenhimmel kann man dem lieben Gott nur ehrfürchtig für dieses im Grunde unfassbare Schauspiel der Natur danken. 

Seglerweisheit auf den Azoren
"Wenn du in Horta ankommst und nichts auf die Mole malst, hast du bei der Weiterfahrt kein Glück mit dem Wetter", sagt eine Legende. 

Reisetipps für Landausflüge

Terceira: 

  • UNESCO-Weltkulturerbe Altstadt von Angra do Heroísmo: Es ist einfach wunderschön, dort zu spazieren, die schönen und farbenfrohen Gebäude zu betrachten und das eine oder andere alter Klosterkonvent bzw. die Kathedrale zu besichtigen
  • Algar do Carvao: die Vulkanhöhle ist beeindruckend, vor allem, wenn man alleine dort ist; ein Ort der Stille, Meditation und Kraftgewinnung
  • Biscoitos mit seinem natürlichen Badebecken im Meer: nichts ist schöner an einem Sommertag, als sich dort im kühlen Nass inmitten von beeindruckenden Lavafelsen zu erfrischen, und danach am dortigen Kiosk ein Kaltgetränk zu sich zu nehmen…

Faial:

  • Peter Café Sport: ein Besuch ist Pflicht, DER Seglertreff schlechthin, tolle Atmosphäre, immer anders, immer lernt man Leute kennen. Und auch die Vergangenheit des Cafés ist spannend und interessant
  • Die Marina von Horta mit den vielen Bemalungen
  • Capelinhos: die Vulkanausbruchsstelle von 1957/58 ist landschaftlich einmalig, wirkt auf die Besucher wie eine Mondlandschaft. Wenn man die Auswirkungen des Ausbruchs kennt (Emigration), ist es auch ein sehr emotionaler Ort.

Pico:

  • Die Gegend der Weinfelder an der Nordküste, UNESCO-Weltkulturerbe: spannende Geschichte, die irgendwie noch lebendig ist, wunderschöne Natur, idyllische Dörfer und dann natürlich Wein probieren
  • Besteigung des Pico, mit 2.351m höchster Berg Portugals: einmalig, aber anstrengend!
  • Walbeobachtung: die Gewässer rund um Pico gelten weltweit als einer der besten Spots, um Wale zu beobachten

Sao Miguel:

  • Die Insel ist sehr vielfältig; vielleicht ist es genau das, was Sao Miguel auszeichnet: von Kraterseen, über heiße Quellen, tolle Wanderwege, kleine Dörfer und einer Stadt mit vielen kulturellen Möglichkeiten ist alles vorhanden; schön sind auch die Sandstrände und Badebuchten
  • Leider zieht hier – anders als auf den restlichen Azoreninselchen – inzwischen der Massentourismus mit Kreuzfahrtschiffen und Billigfluglinien ein.

Text: Bernd Ölsner

Yachten auf den Azoren

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